Graue Wolkentage
Emily back. Irgendwie scheint es in den südlich warmen Ländern ungeschriebenes Gesetzt zu sein, dass man sich mindestens einmal irgendwas mit dem Magen einholt, Magendarminfekt, Samunellen, Lebensmittelvergiftung oder was es da noch so alles gibt. UUUnd wer hätt’s gedacht, mich hat’s auch erwischt. Ich hab realtalk 5 Tage auf 9 Quadratmeter, im Wohnmobil verbracht. Nur ich, das Klo, Salzstangen und Tee. Nicht lustig.
Irgendwie habe ich’s überlebt und mich dann, nach gefühlten Ewigkeiten, mal wieder auf den Weg zur Dusche begeben. Ihr müsst nämlich wissen das das Duschen im Wohnmobilleben nicht so easy peasy ist wie zuhause, in die Dusche rein und wieder raus. Manche duschen auch in ihrem Wohnmobil, aber selbst das ist bei vielen wegen Umräumaktionen usw. sehr aufwändig. Wir nutzen sie daher momentan nicht. Also zurück zu meinem Waschunterhaltungsprogramm… Erstmal muss ich mein ganzes Zeug zusammen packen und dann, wie beim campen, quer übern Platz zur Dusche laufen und da die Dusche auf dem Platz, wo wir jetzt gerade sind, solarbetrieben ist, darf man dann auf dem Weg übern ganzen Platz noch ein paar extra Stoßgebete in den Himmel schicken das man warmes Wasser hat und keiner vor einem duschen war. Ihr könnt euch also vorstellen, ich duschen nicht immer warm. So und jetzt , wo wir übern ganzen Platz gelatscht sind, hoffentlich erfolgreich gebetet und auch all unseren Krempel vollständig bei uns haben, kommt es noch besser-eine Minute duschen, kostet 50ct und zwei Minuten duschen 1 Euro. Wassersparen ist angesagt. Mittlerweile gehe ich sogar Nachmittags , mitten am Tag duschen, total unsinnvoll aber da gibt es eben warmes Wasser und was tut man nicht alles dafür, die Dusche für wenige Minuten lang mit warmen Wasser teilen zu dürfen.
In meinen Gedanken hatte ich so die Vorstellung, ich müsste mich nach dieser krankentortour und anschließendem reinigendem Duschen wie neu geboren fühlen, aber in meinem System, auch was meine persönlichen Themen angeht, ist einiges durcheinander geraten und musste sich erstmal wieder neu ordnen. Rückblickend auf die letzten Tage, verstehe ich was da los war und warum es mir auch nach der „vermeintlich klärenden dusche“ noch nicht wieder gut ging. Ich war ziemlich durcheinander und tatsächlich habe ich sogar vergessen was ich eigentlich hier mache, wieso ich da bin wo ich bin und was mein Plan war. Ich war wie in einem anderen Film. Grund dafür waren vor allem meine Gedanken, die ich in den Tagen wo ich im Bett gelegen habe, auf ,auf mich negativ wirkende Dinge gerichtet habe. Ich habe mich in einer Dauerschleife schlechter Gedanken befunden und unsere Gedanken werden wie man so schön sagt, zu dem was wir sind und fühlen.
Auf diese negativen Themen, die ich da in meinem Kopf auf Dauerschleife laufen lassen habe, folgten dann logischer Weise graue Wolkentage. Die Tage im Leben wo man sich irgendwie auch mal mutlos, kraftlos und planlos fühlt. Jetzt habt ihr ein Wort – graue Wolkentage –, falls ihr mal nicht großartig beschreiben wollt wie es euch geht, ist das nicht toll ?
Aber was ich eigentlich sagen will, ist, das es voll okey ist, wenn man sich mal so fühlt. Das wir allerdings trotzdem gut darauf Acht geben sollten mit was wir unseren Kopf und unser Denken füllen. Den jeder von uns entscheidet selbst darüber worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, welchen Gedanken wir mehr Raum geben und welchen weniger. Womit wir dann nämlich unseren Kopf füllen, entscheidet auch wie wir uns anschließend fühlen. Jeder von euch kennt Momente in denen er an etwas schönes denkt und man direkt ein gutes Gefühl im Bauch hat und genauso auch die Momente wo du an etwas negatives denkst und dich direkt irgendwie blöd fühlst. Alles ist ein Kreislauf, alles ist eins und verbunden, also sei achtsam.
Ich habe ziemlich tolle Menschen, die an Wolkentagen für mich da sind und mir helfen meinen Focus wieder auf das Gute zu richten, mir wieder hoch helfen und helfen auch die weniger guten Tage anzunehmen. Ich kann jedem nur raten sich an Menschen zu wenden, die einem dann gut tun, auch wenn es manchmal nur für dieses Gespräch, diesen Moment gut ist und die Welt danach direkt wieder dunkel aussieht. Positive Impulse helfen immer und dann vor allem das Vertrauen, das nach dem Schlenker nach unten wieder einer nach oben kommt. Danke nochmal an meine Liebsten.
Nachdem der hupende Bäckerwagen wieder abgezogen, ich mich noch dreimal umgedreht und mich irgendwann gegen 10 aus dem Alkoven (das ist das Teil, welches sich über den Vordersitzen vom Wohnmobil befindet und in dem ich schlafe) motiviert habe, sah die Welt heute nämlich schon wieder viel besser aus. Ich hatte tolle Begegnungen mit interessanten Menschen und war vor allem offen dafür, ich habe etwas Produktives für mich gemacht und bewusst über gute Themen geredet. Zum Tagesende saß ich dann plötzlich mit 8 Menschen zusammen, von denen einer Gitarre spielte und sang. Bei bestimmten Liedern summte immer mal einer mit, und während diesem ganzen Szenario ging dann die Sonne hinter Palmen unter. Einfach toll.
Da ging gestern noch meine Welt unter und heute bin ich unheimlich dankbar für den ganzen Tag, so schnell kann das Leben passieren. Und ich stelle immer wieder fest, das sich die Menschen auf Reisen, also die „Reisenden“, auf irgendeine Art und Weise wie eine große Familie anfühlen. Ich sitz an irgendeinem Tisch, kenne gerade einmal zwei Minuten die Namen der Besitzer und bekomme direkt etwas zu Trinken und eine Decke angeboten, weil ich irgendwie aussehe als würde ich frieren. Menschen die ich erst wenige Male beim über den Platz laufen gesehen habe, fragen nach mir, wenn sie mich nicht mehr sehen, weil ich krank im Wohnmobil vor mich hin vegetiere. Meine Mom bekommt von überall Tabletten und Salzstangen für ihr krankes ,auf dem Klo hockendes Kind und es fühlt sich an als wäre man Zuhause.
Die Menschen sind aufmerksamer miteinander, habe ich das Gefühl. Es wird sich mehr angelächelt und angequatscht. Schon oft wurden wir von Menschen die uns vor wenigen Momenten noch fremd waren zum Abendessen eingeladen. Es ist verrückt was für eine Herzlichkeit hier existiert, in dieser mir so anders vorkommenden Realität.
Und soll ich euch was verraten, nicht alle Kinder/ Jugendlichen sitzen in der Schule, mittlerweile treffe ich sogar Gleichaltrige.
Bis dahin
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